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2014/08/30

Gruenow und ein Schuss ins Blaue



Die letzten 2 Wochen war ich mit meinen Lieben im Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern.

Meine Schwiegereltern haben dort ein wirklich entzückendes Ferienhaus mitten im Nichts. Das Dörfchen, wo es steht heißt Grünow und hat gerade mal um die 900 Einwohner, die man die meiste Zeit aber kaum zu Gesicht bekommt. Dieses Jahr am 04.09. findet die 675 Jahr Feier statt – leider können wir dieser nicht mehr beiwohnen.

Das Häuschen in dem wir uns jedes Jahr aufs Neue heimisch fühlen dürfen, ist das ehemalige Armenhaus der Gemeinde und wurde von der Familie meines Freundes vor etlichen Jahren liebevoll kernsaniert. Jetzt lädt es im Landhaus-Charme ein die Stille und Natürlichkeit der Feldberger Seenlandschaft zu genießen.


Von der Terrasse fällt der Blick auf unendliche Weiten von Feldern und Wäldern und wenn man Glück hat schnuppern manchmal sogar einige Hirsche am Gartentor, oder es fliegt Herr Adebar vorbei.

Grünow liegt direkt im Müritz-Nationalpark, in dem man unzählige Seen, Moore, Wälder, Äcker und Tiere finden kann. 

Meine Mutter und ich sind an einem Tag mit dem Fahrrad losgezogen und haben den Grünower See umrundet, auf der Suche nach leckeren Pilzen zum Abendessen. Das war ein wirklich toller Ausflug und unsere Ausbeute konnte sich auch sehen lassen. (Zum Glück haben wir beim Putzen noch ein paar Bitterlinge entdeckt und konnten diese aussortieren, bevor sie uns das Essen versaut hätten^^)

In der Zwischenzeit waren die Jungs in den naheliegenden Seen angeln. Über die Jahre haben sich in dem Ferienhaus einige Angelutensilien angesammelt und für ca. 60€ holen sich die Beiden jährlich Angel- und Gewässerschein. Ein wirklich großer Fang war leider noch nicht dabei, aber letztendlich geht es ja um den Spaß und im 13km entfernten Feldberg gibt es auch einen Aldi und Lidl. Verhungern sollte man also nicht ;)

An der Spitze des Grünower Sees - die Hälfte ist geschafft
Der Radweg lässt sich nur erahnen
unsere Pilzausbeute
Die Jungs waren auch erfolgreich - ausnehmen und putzen durfte natürlich ich ;)


ein frischer Salat mit Johannisbeeren aus dem Garten darf nicht fehlen

 Die Strecke nach Feldberg ist mit dem Fahrrad allerdings nicht zu empfehlen – wir dachten wir sterben tausend Tode, als wir uns auf dem Weg gemacht haben. Hinzu sind wir über die Land- und Alleen-Straße gefahren. Ohne Fahrradweg ist das allerdings viel zu gefährlich, so dass wir auf dem Rückweg Quer-Feld-Ein gefahren sind…man, so kaputt war ich noch nie nach einer Radtour. Was sich in Grünow Alte Poststraße nennt, ist teilweise ein Trampelpfad durch schlammigen Wald und über bewachsene Felder, wo man den Weg nur erahnen kann – vielleicht mit BMX-Rädern zu schaffen, aber nicht  mit den dünn bereiften City-Rädern, die wir vor Ort hatten :D


Letztendlich haben wir es aber überstanden und konnten den restlichen Urlaub, trotz mäßigem Wetter genießen.

Im Folgenden findet ihr ein paar Impressionen aus Grünow.

wilde Romantik

Terrasse

beim Angeln entdeckt man richtig schöne Plätze


morgens früh am See

Apfelbaum vor der Haustür

Dorfromantik

nicht weit weg ist ein Planwagen Camp und viele Pferdeweiden

am letzten Baum links steht unser Häuschen

Rückansicht vom wilden Garten aus

dieses Jahr gab es endlich Gartenmöbel


vor dem Rasenmähen noch schnell einen Bauernstrauß gepflückt

Jährliche Tradition - Essen gehen im Alten Zollhaus direkt am breiten Luzin

Ohne Gartenmöbel musste noch improvosiert werden ;)

Zudem haben wir tolle Ausflüge nach Penzlin mit seiner alten Burg und dem sagenumwobenen Hexenkeller, und nach Rheinsberg in das wahnsinnig prunkvolle Rokoko-Schloss von König Friedrich II gemacht.

die alte Burg in Penzlin

in der Ausstellung sind alte Fragmente aus der Zeit der Hexenverfolgung zu sehen - hier Teile aus einem alten Buch mit Heilsprüchen, welches unsere Nachbarn in Grünow bei sich im Haus gefunden haben und der Penziner Burg zur Ausstellung geliehen haben.

Die Hexe auf dem Folterstuhl

Mein Vater beim Abstieg in die Folterkammer 7 Meter unter Tage

Da Mecklenburg nicht allzu weit von Berlin und Brandenburg entfernt ist lohnt sich auch ein Tagesausflug mit dem Zug in die Hauptstadt. Das nehmen wir fast jedes Jahr wahr und gehen shoppen, durchstöbern alte Trödel und Second-Hand-Läden oder lassen und vom berliner Flair beeindrucken.

Dieses Jahr waren wir zudem noch einen Tag in Brandenburg bei der Einschulung meiner Nichte. Und da ich schon dabei bin muss ich euch von einem wirklich, für mich sehr beeindruckendem und wahrscheinlich auch einzigartigem Erlebnis erzählen.

In den neuen Bundesländern wird die Einschulung der Kinder noch richtig groß gefeiert. Wo wir hier nur kurz in die Kirche gehen, schnell über den Schulhof flitzen, den Klassenraum begutachten und dann nach Hause stürmen um die Zuckertüte zu plündern, wird dort im Nord-Osten ein wahres Familienfest ausgetragen. Mein Bruder und Schwägerin haben dafür ein Veranstaltungsraum mit Catering auf einem Schießplatz in Frankfurt-Oder gemietet. Die Feier an sich war wirklich toll! Die Kinder hatten ihren Spaß, es gab lecker Essen und tolle Kuchen :) 

Zur Überraschung aller haben die Beiden allerdings noch eine Stunde Tontaubenschießen gebucht.
"Wow, geil!"- haben mein Freund und ich direkt gedacht! Da wir beide noch nie in irgendeiner Weise außerhalb eines Jahrmarktstandes mit Schusswaffen in Berührung gekommen sind, waren wir natürlich umso nervöser, als es losging. Nach einer kurzen Einweisung ging es auch schon los. Jeder der 9 Teilnehmer durfte 3 mal 5 Schuss mit einer Schrot-Flinte abgeben.

Schießanlage Frankfurt Oder


Meiner Bruder hat den Anfang gemacht. Als ehemaliger Wehrdienstleistender wusste er, genau wie mein Vater nach ihm, wie man so ein Gerät anlegen muss – dann kam die erste Tontaube – daneben. Ui, ganz so einfach scheint das ja nicht zu sein. Und tatsächlich auch die nächsten 4 Schüsse gingen daneben. Danach mein Vater, ebenfalls Waffenerfahrung…aber auch kein Treffer. 

Persönliche Einweisung

Na toll, dann war ich dran. Kopfhörer auf und mit zunehmenden innerlichen Beben zum Betreuer. Als er mir die Flinte in die Hand gegeben hat, war ich wirklich erschrocken, wie schwer die Waffe ist! Wahrscheinlich, weil ich die Luftgewehre vom Rosen-Schießen im Kopf hatte ;) Der gute Herr hat mir dann noch was von Haltung und Flugbahn erzählt, auch wenn ich durch die Kopfhörer kaum etwas mitbekommen habe und dann hat er auch schon einen Knopf für die Neon-Orange Tontaube gedrückt. So wie ich am Zittern war, könnte ich im Leben nichts treffen, wenn ich überhaupt schaffe den Abzug durchzudrücken – da kam sie – von rechts nach Links – hinter dem Lauf verschwunden – ich drück mal ab…und ? 

Ja und was? Ich habe irgendwie nichts mitbekommen doch von rechts aus sicherem Bereich kam ein Klatschen und auch mein Einweiser grinste mich breit an „Ja herzlichen Glückwunsch, da müssen die Frauen den Männern mal wieder zeigen, wie das geht!“ Ich hatte also tatsächlich GETROFFEN!! 

Dort kommt die Tontaube raus

...und so sollte es aussehen, wenn man trifft

Wow! Cool! Ach ja, ich hatte ja noch 4 Schuss…das gibt bestimmt nichts, das eine Mal war Glück. – dachte ich. Peng, peng, peng und auch die nächsten drei Tauben mussten dran glauben, total ungläubig durfte ich dann den fünften Schuss auch daneben gehen lassen ;) Aber die anderen haben nicht schlecht geguckt, als ich mit zitternden Knien zurückgegangen bin. Und man glaubt es kaum, auch mein Freund, der Zivildienst in einer Behinderten Schule, anstatt Bundeswehr absolviert hat, hatte beim ersten Versuch 4 Treffer. 


Zum Schluss lag er mit 11 von 15 auf dem ersten Platz, gefolgt von mir mit 10 und meinem Papa und Bruder mit 9 von 15 Treffern. Ich bin immer noch der Meinung, dass das mehr Glück als Können war, oder vielleicht auch die Tatsache, dass wir zwei als Grafiker genauer und mit mehr Geduld beobachten – oder vielleicht auch einfach, weil wir die zwei jüngsten waren (Reaktionszeit und so) – man weiß es nicht, aber es fühlte sich schon ziemlich cool an. Auf jeden Fall war das Schießen eine richtig tolle Erfahrung. Ich würde nie im Leben Schusswaffen verherrlichen wollen, da es immer noch tödliche Instrumente sind. Doch dieses Erlebnis wird mich mental noch einige Zeit begleiten.

wie in Rambo, oder? ;)

Soviel zu meinem kleinen Abenteuer-Urlaub im wunderschönen Osten Deutschlands. 

Wie schaut es bei euch aus? Treibt es euch immer in die Ferne oder macht ihr auch gern Urlaub im eigenen Land?

Eure Steffi